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Beitrag aus der Ausgabe der „Wanderer“
Titel: Auf ins Havelland
Unsere Wanderung am 14.Juli 2021 führte uns bei sonnigem Wetter nach Ribbeck und Berge, beides Ortsteile von Nauen in Brandenburg. Schon am 29.6.2017 waren wir auf Tour nach Ribbeck. Die angemeldete Führung brachte uns dieses Mal die geschichtliche Vergangenheit des Schlosses und der Familie von Ribbeck näher. Der Stammsitz der Familie von Ribbeck geht auf das Jahr 1221 zurück, auf dem das Schloss 1822 neu erbaut wurde.
Die Besichtigung des Familienfriedhofs deckte ein dunkles Kapitel der Familie auf. Der letzte Schlossherr, Hans von Ribbeck, weigerte sich 1943 das Schloss den Nazis zu überlassen. Er wurde 1945 im Konzentrationslager Sachsenhausen ermordet. Höhepunkte waren der wunderschöne Schlossgarten mit den aus den 16 Bundesländern gespendeten Birnbäumen, das kleine „Waschhaus“(ein süßes Café mit seinen leckeren Birnentorten, „die alte Schule“ mit Gaststube und Museum, der berühmte Birnbaum neben der Dorfkirche, eine Nachpflanzung. Das Original fiel 1911 einem Sturm zum Opfer. Fontanes Gedicht von 1889 „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland machte das Havelland bekannt.
Nach unserem Rundgang und Einkehr in das Schlossrestaurant ging es auf dem schönen Wanderweg am Rande des Havelländischen  Luchs in das 3,5 km entfernte Berge. Dort wurden wir von Herrn Jörg Schwiuntek empfangen, bei dem ich mich telefonisch angemeldet hatte. Berge zählt zu den ältesten Siedlungen des Havellandes. Durch einen Zufall erfuhr ich vor einigen Jahren von einem historischen Fund in der Dorfkirche „Peter & Paul“, der mich dazu veranlasste die Wanderung zu organisieren. Herr Schwiuntek, Beigeordneter des Fördervereins
„Dorfkirche Berge e.V.“, stellte uns vor Ort den stellvertretenden Vorsitzenden des Fördervereins Herrn Axel Ebertus vor. Dieser führte uns anschließend in die Geschichte der Dorfkirche
„Peter & Paul“ ein. Sie wurde 1744 erstmalig erwähnt und auf den Grundmauern einer ehemaligen Wehrkirche erbaut. In den 1970-iger Jahren fand der damalige Pfarrer Schmidt zufällig unter Mauerresten des verfallenden Gewölbes zwei Särge mit gut erhaltenen mumifizierten Leichnamen - ein historischer Fund. Um das Kulturgut zu erhalten, muss die gesamte Kirche restauriert werden.
Allein die Kosten für die Instandhaltung des Kirchturms wurde bereits 2010 mit 786.000 Euro veranschlagt. Die beantragten Fördermittel wurden 2016 bestätigt mit der Maßgabe, dass die Kirchengemeinde Berge 40.000 Euro selbst aufbringen muss. Hierfür ist der Förderverein neben Mitgliederbeiträgen auch auf Spenden angewiesen, um die laufende Restaurierung weiter umsetzen zu können. Der Zugang zum Gewölbe soll im Spätherbst 2021 wieder möglich sein. Dann kann auch wieder der historischer Fund, die beiden Särge mit den Mumien in der Kirchengruft, gegen Spenden besichtigt werden.
Zum Ausklang unserer Wanderung ging es zur alten Gärtnerei in Berge, die von Herrn Schwiuntek betrieben wird. Sie gleicht einer Tomatenfarm mit etwa 100 Sorten dieses Nachtschattengewächses. Von dem höher gelegenen Gelände der Gärtnerei hatten wir einen wundervollen Blick auf das „Havelländische Luch“. Unsere RGV-Ortsgruppe Berlin beschloss in Absprache mit Herrn Schwiuntek, im Sommer 2022 wieder nach Berge zu fahren, die Gruft zu besichtigen und unser Sommerfest in der alten Gärtnerei zu feiern.

Monika Mohr
Ortsgruppe Berlin/ im Riesengebirgsverein e.V.